Die Askanier
Die Askanier waren ein ostsächsisches Adelsgeschlecht, daß um Ballstedt/Harz, Aschersleben, Bernburg und Köthen seinen Herrschaftsraum errichtete. Anfang des 12. Jh. macht das Haus Askanien erste Schritte auf die politische Bühne mit dem ersten für die Mark Brandenburg bedeutungsvollen Askanier Albrecht der Bär, Graf von Ballenstedt.
Er wurde um 1106 in Ballstedt am Harz geboren. Wegen der ausgedehnten Besitzungen führte das Haus sowohl den Namen von Ballstedt, die Anhaltiner oder nach der bei Aschersleben liegenden Burg Askanien. Auf Grundlage des reichen Erbes, durch die Heirat Albrechts mit Sophie von Billingen, konnten sie ihren Besitz beträchtlich erweitern. So erstreckten sich die Besitzungen von Nordthüringen bis in die Gegend von Bremen. Der südwestliche Teil der späteren Altmark gehörte ebenso dazu wie Tangermünde (später Stendal), die Wische, Werben und Seehausen.
Lothar dem III., 1133 zum Kaiser gekrönt, verdankt das Geschlecht der Askanier, daß ihnen 1134 Teile der Nordmark (Altmark), der Grenzmark zu den slavischen Nachbarn, als Lehen gegeben wurden. Zu den Lehen wurde Albrecht vom Kaiser mit der Zurückeroberung des deutschen Wendelandes betraut. Die Wenden waren die slavischen Stämme, die in der norddeutschen Tiefebene siedelten. Kaiser Lothar III. war der erste Kaiser von dem eine „östlich der Elbe“ liegende Politik bekannt wurde. Zu dieser Zeit war zwar noch nicht an die Mark Brandenburg zu denken, jedoch muß man nach den heutigen Erkenntnissen zu der Feststellung kommen, daß es die Askanier waren, die die Mark Brandenburg schufen.
In einem Zeitraum von etwa 30 Jahren unterwarf Albrecht in seinen Kriegszügen die von Wenden bewohnten Landstriche längs der Havel und Dosse bis zur Nuthe und Spree seiner Herrschaft. Albrechts Nachfolger folgten seinem Beispiel, teils durch Kriegszüge, teils durch friedliche Verhandlungen, durch Tausch und Verträge, ihr Machtgebiet bis zur Oder und Warthe auszudehnen. Um 1266, gegen Ende der Regierung der Brüder Johann I. und Otto III., waren die Hauptgebiete des märkischen Landes im Besitz der Askanier. Unter Otto IV., auch bekannt als Otto mit dem Pfeil, und Waldemar, wurden die Gebietserweiterungen nach Osten, Süden und Nordosten ausgedehnt. Die Besiedlung und Kultivierung der Neuerworbenen Landstriche erfolgte mit großer Akrebie.
In dieser Zeit, im Verlaufe des 13. Jahrhunderts, wurden außer zahlreichen Dörfern, die meisten Städte , unter ihnen Berlin-Cölln, Oderberg, Frankfurt und Landsberg, angelegt und mit wichtigen Gerechtsamen begabt. Eine Anzahl Klöster, wie Lehnin (1183), Kloster Chorin (1273), Gramzow, Heiligengrabe, Himmelfort, gegründet und verschiedene wichtige Verkehrswege und Handelsstraßen ausgebaut. Durch machtvolles Auftreten sicherte Waldemar die Grenzen der Mark Brandenburg gegen die Slaven.
Die Herrschaft der Askanier über die Mark Brandenburg dauerte fast 200 Jahre. Mit dem Tod Waldemar des Großen, im Jahre 1319, stirbt das Geschlecht der Askanier aus. Seinem Wunsche nach, soll er im Kloster Chorin begraben worden sein. Während der Regierungszeit der Askanier hatte sich die Mark Brandenburg durch die Christianisierung und den Einfluss deutscher Siedler entscheidend verändert.
Albrecht I. (der Bär) 1100-1170
erster Markgraf von Brandenburg regierte von 1157-1170, unter Ihm wurde 1157 die Mark Brandenburg gegründet.
Otto I. 1128-1184, ältester Sohn von Albrecht dem Bären, zweiter Markgraf von Brandenburg regierte von 1170-1184.
Otto II. (der Freigiebige) 1147-1205, ältester Sohn von Otto I. und dritter Markgraf von Brandenburg regierte von 1184-1205.
Albrecht II. 1150-1220, jüngster Sohn von Otto I., übernahm nach dem Tod seines Bruders Otto II. von 1205-1220 die Markgrafschaft.
Johann I. 1213-1266
Otto III. (der Fromme) 1215-1267, beide Brüder regierten ab 1231 die Mark Brandenburg gemeinsam als Markgrafen bis zum Tod von Johann I., noch vor ihrem Ableben teilten sie die Mark im Zuge der Erbregelung in die Johanneische und Ottoische Linie und stifteten 1258 das Zisterzienserkloster Chorin, da die traditionelle askanische Grablege Kloster Lenin bei der Ottoischen Linie verblieb.
Otto IV. (mit dem Pfeil) 1238-1308, Sohn Johanns I., aus der Johanneischen Linie, Markgraf von Brandenburg regierte 1266-1308.
Waldemar (Woldemar – der Große) 1280-1319, aus der Johanneischen Linie, Sohn von Heinrich I. einem Bruder von Otto IV., Mitregent ab 1302, Markgraf von 1309-1319, ab 1309 Vormund für Heinrich II. der Jüngere.
1317 nach dem aussterben der Ottoischen Linie kamen beide Landesteile wieder zusammen.
Heinrich II. (Heinrich das Kind) 1308-1320, als Kind für kurze Zeit letzter Markgraf aus der Askanischen Linie. Mit ihm starb 1320 die brandenburgischen Linie der Askanier.
Nach dem Aussterben der Askanier brachen für das märkische Land verhängnisvolle Zeiten an, da die Markgrafen aus dem Häusern Wittelsbach und Luxemburg landfremde Fürsten waren, sich nur zeitweilig in der Mark aufhielten und vor allem eine ganz andere Politik als die Herrscher aus dem Hause Ballenstedt verfolgten. Durch Verpfändung und Verkauf einzelner Hoheitsrechte an Stände und Städte versuchten die bayrischen und böhmischen Markgrafen ihre gefährdete Stellung oftmals zu sichern und zu behaupten.
Fast ein Jahrhundert lang durchtobten Kriegszüge und Raub das Brandenburger Land, bis Kaiser Siegmut im Jahre 1411, der damals einen Titel des Markgrafen von Brandenburg führte, seinem langjährigen Ratgeber und treuen Helfer, dem Burggrafen Friedrich von Hohenzollern, mit der Markgrafenschaft in Brandenburg belehnte. Zugleich wurden ihm und seinen Erben die Kurwürde und das Erzkämmereramt mit allen dazugehörigen Gerechtsamen übertragen. Mit der Verleihung der Mark Brandenburg an die Hohenzollern, wurde die Einheit und Unteilbarkeit der Mark, mit einem ständig im Lande weilenden Herrscher, gesichert. Damit begann die 500 jährige Regentenschaft der Hohenzollern, die das Aufblühen der Wirtschaft brachte.
Quellen: Karl Ernst, Die Askanier | Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee; Akademie-Verlag Berlin 1980 | Werbellinsee, Brockhaus Wanderheft; Brockhausverlag Leipzig 1976 | Mit freundlicher Unterstützung der Stadtbibliothek Joachimsthal.